Besuch der Firma Münstermann in Westbevern

31.01.12 –

„Wir sind die Tausendfüßler unter den Anlagenbauern“ zitierte Frank Münstermann,  Juniorchef der gleichnamigen heimischen Firma für Trocknungs- und Ofentechnik bei einem Besuch von Vertreter/innen des Telgter Ortsverbandes und der Ratsfraktion von BÜNDNIS 90 / Die Grünen einen Journalisten, der den Unterschied zu Mitbewerbern anschaulich beschrieb.
Die Gäste aus der Kommunalpolitik ließen sich die historische Entwicklung des mittelständischen Unternehmens erläutern. Am Anfang - 1845 - stand ein Drei - Mann - Hufschmiedebetrieb; heute erwirtschaften 200 Mitarbeiter/innen aus der Region einen Umsatz von jährlich 40 Mio. € vornehmlich in Europa, aber ebenso in den USA, China und Indien. Ratsherr Gerd Klünder zeigte sich beeindruckt von der innovativen Kraft des Unternehmens, die sich daran ablesen lässt, dass 55 Konstrukteure Maschinen entwickeln, die von 80 Mitarbeitern gebaut und ca. 15 Verkäufer/innen an den Mann, bzw. die Frau gebracht werden. Beispiel: 20 Stahlbandtrockner für das 2010 neu gebaute Stahlwerk von Thyssen - Krupp in Mobile, Alabama.
Ein Schwerpunkt der Produktion sind Ofenstraßen, die für die Herstellung von Glaswolle eingesetzt werden. Die findet bekanntlich bei der Wärmeisolierung reichlich Einsatz. Im Sinne der  Unternehmensphilosophie „Wir entwickeln Lösungen“ ist die Palette der Anlagen aber breiter angelegt: Von „A“ wie  Autoteile über „D“ wie Drehteller zum Aufwickeln schwerer Metallkabel, die den Strom von Offshore - Windanlagen ans Festland bringen; „F“ wie Filter in Drehrohröfen der Zementindustrie, „G“ wie Glaswolle,  „K“ wie  Katalysatoren oder Kondome, „S“ wie Stahl, bis „V“ wie Vogelfutter: Zahlreich sind die Gebrauchsgegenstände des Alltags sowie industrielle Komponenten, die der Trocknung durch Wärme bedürfen. Dass gesetzliche Auflagen in der Wärmeverordnung bei der Isolierung von Wohnungs (Alt-)bauten, die Energie einsparen und die Luftverschmutzung reduzieren helfen, auch dazu beitragen, dass Arbeitsplätze in Telgte gesichert werden, freut die Kommunalpolitiker/innen.
Beachtlich ist das Engagement des familiengeführten Unternehmens für Auszubildende. „Durch systematisch ausgebaute Kontakte zu den örtlichen Schulen im Rahmen des Telgter Modells “, so Magdalena Münstermann,  lernen Schüler Zusammenhänge zwischen Theorie und Praxis kennen und können sich als Arbeitnehmer/innen der Zukunft  frühzeitig beruflich orientieren. Wir benötigen den Ingenieur mit  Hochschul- oder Fachhochschulabschluss, die technische Zeichnerin, den Spezialisten für Schweißarbeiten. Es werden also Jugendliche mit Haupt- , Realschulabschluss und Abitur  eingestellt.“ „Entscheidend sind u. a. die ‚soft skills‘ “, ergänzt der Juniorchef. „Wer schon einmal eine Handballmannschaft als Jugendlicher trainiert hat, ist im Vorteil. Der kann nämlich ein Team motivieren.“ Fraktionssprecherin Sabine Grohnert begrüßt, dass individuell zugeschnittene Arbeitszeitmodelle auch die Pflege von Angehörigen oder die Betreuung erkrankter Kinder ermöglichen. „Da finden die Mitarbeiter in den einzelnen Projektgruppen immer eine Lösung“, sagt die Seniorchefin mit ein wenig Stolz auf die Zertifizierung als familienfreundlicher Betrieb.
In der Werkshalle wird gerade ein Härteofen für Glaswolle endmontiert: Acht Einheiten à 20 t werden demnächst in einem Schwerlasttransport mit Warnlicht über die Autobahn eskortiert. „Autos haben inzwischen nicht einen, sondern bis zu sieben Katalysatoren“ zeigt sich Frank Münstermann zuversichtlich für die Auftragsbücher der nächsten Jahre. Die Grünen Kommunalpolitiker haben nach dem Besuch den Eindruck, dass Innovationsbereitschaft und Unternehmergeist, scheinbar mühelos mit westfälischer Bodenständigkeit gepaart, auch weiterhin für eine solide ökonomische Entwicklung sorgen. Und das bei einer extrem engen Bindung der Arbeitnehmer/innen an den Betrieb: „Wenn einer geht, dann ins Studium oder in den Ruhestand“.

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