Zukunftsplan Telgte 2022: Interessen bündeln, Altstadt stärken, gesamtstädtische Entwicklung steuern

13.11.09 –

 

Die Altstadt ist mit ihrem noch heute ablesbaren mittelalterlichen Grundriss, mit ihren historischen Gebäuden und ihrer jüngeren Bebauung, mit ihrem konzentrierten Angebot an Einzelhandel, Gastronomie, Dienstleistung, Kultur und Tourismus der entscheidende und unverwechselbare Identifikationsbereich der Stadt Telgte. Um diesen Standortbereich zu stärken und für die Zukunft weiter zu entwickeln, und dies zugleich nicht ohne eine Berücksichtigung der Zusammenhänge und Wechselwirkungen auf den Orkotten und die übrigen Stadtquartiere zu tun, schlagen wir die Einleitung eines extern fachlich unterstützten und moderierten Planungs- und Beteiligungsprozesses unter dem Titel „Zukunftsplan Telgte 2022" vor, der auf eine breite Beteiligung vieler Akteure und die rasche Umsetzung konkreter Handlungsansätze und Maßnahmen orientiert sein soll.

 

Die städtebaulichen und funktionalen Entscheidungen im Bereich Orkotten haben in den letzten Jahren gezeigt, dass die gesamtstädtische Entwicklung klarer gesteuert und in ihren Auswirkungen auf alle Bereiche, insbesondere auf die historische Altstadt mit ihren Funktionen von Wohnen, Leben und Arbeiten, Handel, Kultur und Begegnung, stärker berücksichtigt werden muss.

 

Bestandteile, Prüffelder und Fragestellungen für den beantragten Planungs- und Beteiligungsprozesses sollten dabei aus unserer Sicht unter anderem sein:

  • Welche Flächenpotenziale bietet die Altstadt derzeit - und perspektivisch in den nächsten 5-10 Jahren - für die Ansiedlung von zusätzlichem Einzelhandel, von Dienstleistung, Ärzten, Gastronomie, Hotel, Kultur etc. zur Schließung von Angebotslücken (Untersuchung von Potenzialen z.B. am Standort der heutigen Feuerwehr, am Knickenbergparkplatz, bei derzeitigen Leerständen in der Innenstadt oder potenziellen Verdichtungsbereichen etc.)
  • Welche Angebotsarrondierungen und qualitativen Verbesserungen sind zur Sicherung der bestehenden Einzelhandelsstruktur in der Altstadt denkbar, sinnvoll und möglich?
  • Mit welchen Mitteln kann die Einzelhandelsdichte in den Hauptlagen der Altstadt verbessert werden? (Wie) können oder sollen Dienstleister innerhalb der Altstadt in schwächer frequentierte Bereiche verlagert werden, um die Ladenlokale durch Einzelhandel zu nutzen (Einzelhandelskonzept für die Stadt Telgte, Seite 101)?
  • Welche Wechselwirkungen hätten die erstgenannten Aufgabenfelder bei einer optimalen Realisierung auf den Standort Orkotten? Welche flankierenden Maßnahmen müssten dort erfolgen, um eine abgestimmte Angebotsvielfalt in sinnvoller Weise in beiden Bereichen (Altstadt und Orkotten) zu schaffen und lebensfähig zu halten?
  • Welches Potenzial und welche Möglichkeiten gibt es zur Ansiedlung eines Hotels im Altstadtbereich oder an anderen Standorten und wie kann die Schaffung eines solchen zusätzlichen Angebotes in Telgte befördert werden? Welche Bedarfe gibt es für zusätzliche, ggf. kostengünstigere Übernachtungsmöglichkeiten (z.B. für Wallfahrtspublikum, Fahrradtouristen)? Wie kann eine Angebotserweiterung erfolgen?
  • Welches Potenzial und welche Möglichkeiten gibt es zur Ansiedlung eines Voll- oder weiteren Teilsortimenters im Bereich Lebensmittel in der Altstadt?
  • Welche Marketingstrategien könnten/sollten in Kooperation von Stadt/Stadtverwaltung und Werbegemeinschaft „Telgter Hanse" bzw. anderen Akteuren der Altstadt (u.a. Stadttouristik, Kultur, Gastronomie, Wallfahrt und Kirchengemeinde etc.) verfolgt und professionalisiert werden? Wie kann durch eine verbesserte Außendarstellung, gemeinsame Vermarktung und Werbung, (weitere) gemeinsame Veranstaltungen, Harmonisierung der Öffnungszeiten, Stärkung des Servicegedanken, Hol- und Bringedienste etc. die Strahlkraft der Altstadt erhöht werden (Einzelhandelskonzept für die Stadt Telgte, Seite 104/105)?
  • Wie können qualitative Standards hinsichtlich der Verkaufsflächen und der Außenpräsentation/Werbung vereinbart und in ihrer Umsetzung unterstützt werden?
  • Wie hat das Flächen- und Leerstandsmanagement der Stadt Telgte bisher funktioniert? Gibt es Ansätze und Möglichkeiten zur Verbesserung?
  • Welche städtebaulichen und gestalterischen Rahmenbedingungen können die vorhandene kompakte historische Bebauungsstruktur und den mittelalterlichen Stadtgrundriss sichern und stärken? Wie kann die Stadt hier Anreize für private Initiativen schaffen (Ge-staltungswettbewerb, Gestaltungssatzung, Unterstützung durch und Einbindung von Denkmalschutz und Denkmalpflege, Sanierungsprogramm für Altbauten und Fassaden etc.)?
  • Wie ist es zu erreichen, dass die Altstadt als Wohnort insbesondere für junge Familien wieder interessanter wird? Welches Potential bietet der typische Gebäudebestand der Altstadt (kleine Bürgerhäuser, aber mit Charme) für mögliche Interessenten? Gibt es Möglichkeiten, „Bausünden" behutsam zu korrigieren?
  • Auf welche Weise kann eine engere Zusammenarbeit der innerstädtischen Eigentümer/innen, Bewohner/innen und Einzelhändler/innen zur Stärkung der Altstadt angestoßen und verstetigt werden? Welche Rolle kann dabei die Stadtverwaltung spielen?
  • Ist die im Einzelhandelskonzept geforderte Entwicklung von Potenzialflächen südlich der Bahnlinie (Steintor) mit einer zentrenrelevanten Nutzung - als angedachtes Bindeglied zum Orkotten - realistisch und wünschenswert? Oder führt sie tendenziell eher zu einer Schwächung der Altstadt, weil sie zu stark auf die Entwicklung des Orkottenbereichs orientiert?
  • Ist die Abgrenzung des zentralen Versorgungsbereichs Telgte Innenstadt einschließlich des Ergänzungsbereichs Orkotten im Einzelhandelskonzept vom November 2007 mit Blick auf gewünschte zukünftige Entwicklungen noch sinnvoll und zielführend? Muss ggf. eine räumliche Anpassung an geänderte Planungen erfolgen (Verknüpfung mit dem Planungsprozess Feuerwehrgebäude und Einzelhandel im Orkotten)? Ist insofern eine Fortschreibung des Einzelhandelskonzeptes vom November 2007 erforderlich?
  • Welche Erholungs- und Dienstleistungsfunktionen fehlen den Telgter Bürger/innen und wie könnten sie ggf. in das bestehende Angebot eingefügt werden?
  • Müsste die Verkehrsführung angepasst werden, um die Altstadt als Wohnort für die hier lebenden Menschen sowie für den Fuß- und Radverkehr attraktiver zu machen und den Ansprüchen von Einzelhandel und Dienstleistern gerecht zu werden? (Die in der Sitzung des Rates der Stadt Telgte vom 29.10.2009 beratenen Anträge der CDU-Fraktion und der SPD-Fraktion zu verkehrlichen Fragestellungen sollen in den Beratungsprozess mit einfließen.)

Diese Aufzählung sollte in Abstimmung zwischen den Ratsfraktionen und der Stadtverwaltung sowie ggf. weiteren Akteuren im Bedarfsfall ergänzt oder auf bestimmte Bereiche konzentriert werden.

Wichtig erscheint es uns, kein theoretisches Gutachten in Auftrag zu geben, sondern einen lebendigen, praxis- und umsetzungsorientierten Prozess einzuleiten (z.B. in Form einer Zukunftswerkstatt, von Bürger/innen-Konferenzen o.ä., in denen sich Bürgerphantasie entfalten, verborgenes und verloren gegangenes Wissen frei gelegt, ungenutztes Potenzial entdeckt werden kann und sich auch Ideen von Nicht-Expert/innen artikulieren können.), der in einer engen Schrittfolge zu konkreten Ergebnissen und ihrer raschen Umsetzung führt.

Zugleich muss dieser Prozess auf eine dauerhafte und nachhaltige Entwicklung und Stärkung der Altstadt und eine stärkere Steuerung der gesamtstädtischen Entwicklung angelegt werden.

 

In der Ratsitzung am 01.12.2009 beantragen wir daher:

 

  1. Die Stadtverwaltung Telgte leitet umgehend den Prozess für einen „Zukunftsplan Telgte 2022“ ein, der die Themenpalette Städtebau, Stadtentwicklung, Verkehr, Kultur, Einzelhandel, Gastronomie, Dienstleistung, Wohnen, Leben, Arbeiten im Spannungsfeld zwischen dem Orkotten, der Telgter Altstadt und den anderen Stadtbereichen umfasst.
  2. Dieser zeitlich begrenzte Prozess soll extern fachlich unterstützt und moderiert werden, und auf eine rasche Umsetzung konkreter Handlungsansätze und Maßnahmen orientiert sein, die insbesondere zur Stärkung der historischen Altstadt beitragen können.
  3. Dabei sind alle in Frage kommenden lokalen Akteure aus den Bereichen Einzelhandel, Dienstleistung, Hotel- und Gastronomie, Ärzteschaft, Stadtverwaltung, Städtebau und Stadtplanung, Kultur, Tourismus, Wirtschaftsförderung, Telgter Hanse, Kirchen, Schulen, Elternvertretungen, Politik und Bürgerschaft in einem Partizipationsprozess einzubeziehen und zu beteiligen.
  4. Der Zeitplan zur Auswahl eines externen Fachbüros und zur inhaltlichen wie organisatorischen Vorbereitung wird so ausgelegt, dass eine Antragstellung zur Förderung der Planung und der Umsetzung von Maßnahmen durch Städtebaufördermittel des Landes NRW und ggf. anderer Fördermittel rechtzeitig zum 30.06.2010 erfolgen kann.
  5. Die erforderlichen Eigenmittel der Stadt Telgte sollen – wenn möglich verteilt auf die Haushaltsjahre 2010 und 2011 – im Haushalt der Stadt bereitgestellt werden.

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